Chongqing - China ungeschmickt

 

Die Mega-City ist eine der grössten aber auch hässlichsten Städte, die ich je gesehen habe. Einen Ort, wo man den Geschmack der Chinesen wirklich in Frage stellen muss. Trotzdem hat mir der Besuch sehr gut gefallen. Die Strassen zwischen den grauen und braunen Hochhäusern sind extrem lebendig und haben Kleinstadtcharakter.

Es ist bereits mein letzter Ausflug, bevor ich nach Hause fliege. In den nächsten vier Wochen werde ich mich nämlich leider auf meine Chinesisch-Prüfung vorbereiten müssen.

Chongqing ist aber sehr bekannt und nicht sehr weit von meiner Stadt entfernt.  Daher habe ich das Gefühl, dass ich unbedingt noch dorthin gehen sollte. Früher war Chongqing ein Teil der Provinz Sichuan. Heute ist es ein autonomes Gebiet, welches direkt der chinesischen Regierung unterstellt ist. Chongqing ist der grösste Stadtstaat Chinas und hat dieselbe Fläche wie Österreich. Deshalb heisst es, dass Chongqing flächenmässig die grösste Stadt der Welt ist.

 

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Während der dreistündigen Zugfahrt lerne ich wieder einmal zwei ganz nette Leute kennen. Ein Grosi und ein Grossvati auf dem Weg nach Australien. Wir plaudern zusammen und sie lassen mich immer wieder leckere Snacks von ihrem Proviant probieren.

In Chongqing erwartet mich regnerisches und kaltes Wetter. Dazu bin ich leider nicht ausgerüstet. In Leshan sagten sie mir: „Die Stadt ist ein Heizkessel. Du brauchst nichts Warmes mitzunehmen!“ Naja.

Als ich die Jugendherberge gefunden habe, starte ich meine Entdeckungstour und begebe mich in dieses Getümmel. Es ist wirklich viel los. Überall Leute. Leute, die einkaufen, Leute, die verkaufen, Leute,  die Macha spielen und dazu Tee trinken, Leute, die sonst unterwegs sind. Mir gefällt es sehr gut. Hier, etwas ausserhalb des modernen Zentrums hat man überhaupt nicht das Gefühl in einer riesigen Stadt zu sein. Es scheint, als würde hier das Leben auf der Strasse stattfinden und nicht in diesen unschönen und schäbig aussehenden Blöcken. Durch die vielen Lastenträger, die hier auf Grund des hügeligen und für Fahrzeuge zum Teil nur schwer zugänglichen Strassen unterwegs sind, hat man zudem auch nicht das Gefühl in einer modernen Stadt zu sein. Im Gegenteil.

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Die Verschmutzung hier ist gross. Am meisten die Luft- und Wasserverschmutzung. Ich weiss nicht, ob ich es mir nur einbilde oder nicht, aber ich habe das Gefühl, als bedecke eine dünne Staubschicht meine Lungen. Zudem sieht die braune Dreckmasse des Yangtze wirklich nicht gerade einladend aus. Die Stadt ist dennoch ein wichtiger Ausgangspunkt für Kreuzfahrtschiffe, die sich auf die Reise nach Osten (häufig mit dem Endziel Shanghai) begeben.

Während ich auf den Spitz der Halbinsel zugehe, auf der die Stadt gebaut ist, komme ich an den Anlegestellen vorbei. Dort befindet sich ein super Aussichtspunkt.

 

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Die Aussicht ist sicher nicht schön. Dennoch bin ich fasziniert. 

Ich weiss zuerst auch nicht, warum ich die Stadt so mag.

Es ist hässlich, schmutzig und einfach schrecklich. Es scheint ein wenig, als ob sich hier die Architekten nicht einmal die Mühe gemacht haben, etwas ästhetisch Schönes zu gestalten. Das gilt zum Beispiel für die Brücke (welche nur halb beleuchtet ist, weil die andere Hälfte der Lichter kaputt ist) oder die vielen eintönigen Wohnblöcke. Chongqing. Eine ungeschminkte Stadt. Eine Stadt Chinas. China, so wie man es sich vorstellt.

Der Vorstellung entsprechend, die ich hatte, als ich vor neun Monaten die Schweiz verlassen hatte. Vielleicht bin ich deshalb glücklich. Ein Teil meiner Vorstellungen hat sich bestätigt und ich fühle mich so richtig richtig in China. 

Mit der Gondel schwebe ich über den Yangtze und erhalte noch einmal eine andere Perspektive auf die Stadt. Die Fahrt ist lustig und die Aussicht auf der anderen Seite des Flusses sicher interessant. Die braungraue Skyline von Chongqing!

 

Beschreibung: Macintosh HD:Users:tinaschar:Desktop:Bildschirmfoto 2016-06-29 um 16.15.24.pngZwei, drei Stunden später wird sich die Stadt in ein Lichtermeer verwandeln. Darauf sind die Leute von hier sehr stolz. Ich habe ein paar Leute gefragt, wie sie selbst denn die Stadt finden. Bei langem Überlegen bekam ich mehrere Male die Antwort: „Bei Nacht sieht Chongqing sehr schön aus!“

Zurück auf der Halbinsel gehe ich gegen das Zentrum zu. Wie in jeder grösseren Stadt in China ist dieses auch in Chongqing sehr westlich. Prada und Gucci dürfen ganz sicher nicht fehlen.

 

 

Am nächsten Tag besuche ich einen Park. Etwa zehn verschiedene Radios sind zu hören. Bei jedem stehen ein paar Leute darum herum und tanzen oder machen Tai Chi.

Mein eigentliches Ziel ist aber der Platz, mit dem Museum zum Drei-Schluchten-Damm und dem riesigen Hotel. Der Besuch des Museums ist zwar gratis aber etwas ernüchternd. Es gibt nicht sehr viel zu sehen und von der Umstrittenheit des wahnsinnigen Projekts ist nicht viel zu spüren.

 

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Ein Gericht, das man sich in Chongqing sicher nicht entgehen lassen sollte, ist der Huoguo. Feuertopf. Scharf, heiss und lecker!

Eigentlich sollte ich es ja langsam wissen: Begleitend zu einer scharfen Speise immer etwas Reis essen! Die Folgen davon, dass ich nur extrem scharfes Gemüse gegessen habe und sonst nichts, machen sich rund eine Stunde später im Zug bemerkbar. Dann ist es jeweils als hätte man einen Feuertopf im Bauch!

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 Ich komme aber gut in Leshan an. Auch meine Mutter ist wahrscheinlich froh, dass ich wieder „Zuhause“ bin. Blöderweise habe ich ihr gesagt, dass in Chongqing einige der gefährlichsten Männer Chinas unterwegs sind. Gefährlich war es für mich bestimmt nicht. Abenteuerlich aber, auf jeden Fall!  Beschreibung: Macintosh HD:Users:tinaschar:Desktop:Bildschirmfoto 2016-06-29 um 16.12.17.png  Beschreibung: Macintosh HD:Users:tinaschar:Desktop:Bildschirmfoto 2016-06-29 um 16.22.19.png